Jens Hahnwald
Jens Hahnwald

„Boah ist mir langweilig!“ – Warum wir ausreichend finanzierte und ausgestattete Jugendzentren brauchen

„Boah ist mir langweilig!,“ denken Jugendliche gerade jetzt, wo es noch Corona bedingte Einschränkungen gibt. Aber wir kennen das alle auch aus „normalen“ Zeiten. Nicht selten schlägt sowas in Vandalismus oder aggressives Verhalten um. Wenn es aber Möglichkeiten zur selbstbestimmten Freizeitgestaltung und einem pädagogischen Konzept gibt, ist die Chance hoch, dass dies nicht passiert. Kinder- und Jugendzentren leisten enorm viel für die Prävention und dafür das möglichst kein Kind zurückgelassen wird.  

Es ist daher gut, dass es in Arnsberg in den Dörfern selbstverwaltete Jugendräume und in den großen Stadtteilen pädagogisch geführte Jugendzentren gibt. Besonders wichtig ist qualifizierte Jugendarbeit dort, wo sehr viele Eltern finanziell wenig Spielraum haben und die Wohnungen klein sind. Dies gibt es überall im Stadtgebiet aber besonders in Quartieren wie Moosfelde und Gierskämpen, wo die sozialen Probleme deutlich größer sind als anderswo in der Stadt. Auch gibt es dort viele Menschen mit Migrationshintergrund. Die Integrationsarbeit spielt dort daher eine wichtige Rolle. 

Was wird im Treff geboten? 

Wir wollen das mal am Beispiel Gierskämpen darstellen. Nach Anfängen in der alten Baracke und später in beschränkten Räumlichkeiten in einem Schlichthaus, befindet sich der Kinder- und Jugendtreff seit 1988 zusammen mit dem Fußballverein in dem Gebäude im Alten Feld direkt unterhalb von Gierskämpen. Da der Sportverein eine hervorragende Jugendarbeit für die fußballbegeisterten Kinder und Jugendlichen im Quartier anbietet, ist dies eine sehr gute Kombination.  

Der Schwerpunkt der Arbeit des Treffs liegt auf der offenen Kinder- und Jugendarbeit. Von Montag bis Freitag ist von 13 bis 20 Uhr im Treff immer was los. Regelmäßig gibt es auch Angebote am Wochenende und in den Ferien. Ganz wichtig ist es, dass die Angebote so niederschwellig wie möglich sind. Daher sind die meisten auch kostenlos. 

Es gibt seit Jahren eine enge Zusammenarbeit mit Partnern. Mit dem Kneippverein wird seit Jahren im Sommer ein immer gut besuchter Schwimmkurs im Storchennest organisiert. Nur in diesem Jahr konnte er coronabedingt nicht stattfinden. Mit dem Kulturbüro der Stadt Arnsberg gibt es Angebote im Rahmen des Kulturrucksackes. 

Für viele Kinder und Jugendliche ist der Treff fast schon nötige Ergänzung zu den Familien. Jeden Tag wird im Treff – oft zusammen mit den Kindern – gekocht. Gerade wo beide Eltern berufstätig sind, wird zu Hause selten gekocht. Daher ist das Essen immer ratzfatz weg. Finanziert wird dies über Spenden. 

Vertrauen ist alles! 

Die Kinder und Jugendlichen sollen Selbsterfahrung sammeln und Dinge ausprobieren können. Die MitarbeiterInnen schreiben nicht vor, sondern sind eher Lotsen und Vertrauenspersonen. Sie sorgen aber dafür, dass der Treff ein Schutzraum ist. Gerade wenn es darum geht, Kindern individuell bei Problemen aller Art zum Beispiel in den Familien oder der Schule zu helfen, ist Vertrauen das A und O.  

Der Kontakt zu den Familien ist daher besonders wichtig. Da ist es gut, dass es gelungen ist mit ESF-Mitteln der EU die Stelle einer Quartiersmanagerin zu besetzen. Dadurch konnte die Arbeit über die Jugendlichen hinaus auf alle Menschen im Quartier und besonders auf die Familien ausgedehnt werden. Durch gut angenommene niederschwellige Angebote für Erwachsene, wie gemeinsames Frühstück oder Kaffeetrinken oder Frühstück kommt man miteinander ins Gespräch.  

Coronazeiten, schwierige Zeiten  

Die Coronakrise traf den Treff wie alle Bereiche des öffentlichen Lebens hart. Die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen musste über Wochen völlig unterbrochen werden. Der Kinder- und Jugendtreff gehörte aber dann zu den Ersten, die dem Aufruf der Stadt zur Einrichtung außerschulischer Lernorte bis zur Wiedereröffnung der Schulen mit konkreten Vorbereitungen gefolgt sind. Weiterhin arbeitet der Treff unter erschwerten Bedingungen. Die Teilnehmerzahl für besondere Angebote muss zur Einhaltung der Abstandsregeln begrenzt werden. Auch findet so viel wie möglich draußen statt. Trotzdem ist es gut, dass wieder was los ist. 

Gute Arbeit braucht Unterstützung! 

In einem langen Gespräch hat sich die Arnsberger SPD mit dem Vorsitzenden des Trägervereins Pfarrer Böhnke getroffen, um mit ihm über die Einrichtung zu sprechen. Ein Unterschied zu allen anderen Jugendzentren in Arnsberg mit hauptamtlichem Personal ist, dass die Trägerschaft nicht ein großer Verband oder die Kommune, sondern ein kleiner ehrenamtlich geführter Trägerverein ist.  

In dem Gespräch wurde mehr als deutlich, dass der Treff immer wieder um seine Existenz und Finanzierung bangen muss. Das war zuletzt der Fall, als das zweite Standbein die OGS-Betreuung in der Birkenpfadschule durch die Schließung der Schule weggefallen ist. Der Treff musste sich danach mit deutlich geringeren finanziellen Mitteln auf seine Kernaufgaben konzentrieren. Das war für alle Beteiligte extrem schmerzlich. 

Wir waren von Anfang an dabei – und bleiben es auch in Zukunft! 

Für die Arnsberger SPD steht völlig außer Frage, dass der Treff für das Quartier Gierskämpen völlig unverzichtbar ist. Für die Arbeit braucht es eine dauerhafte und ausreichende Finanzierung. Dies betrifft vor allem das Personal. Bekanntlich ist der Arbeitsmarkt für soziale Berufe leergefegt. Man kann engagierte Leute nur halten oder neu gewinnen, wenn eine auskömmliche Finanzierung auf Dauer gesichert ist. Dies muss spätestens bei den nächsten Haushaltsberatungen und der Neufassung des Jugendpflegeplan im nächsten Jahr geschehen.  

Was für Gierskämpen gilt, ist auch auf die anderen Stadtteile übertragbar. Auch Moosfelde braucht Unterstützung für die Verbesserung der Kinder- und Jugendarbeit. Das Jugendzentrum Hüsten braucht neue Räumlichkeiten. 

Für den Treff in Gierskämpen und für die anderen Einrichtungen wird sich die SPD mit allen ihr zur Verfügung stehenden Möglichkeiten einsetzen.  

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