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Andreas Posta

Holzen und Herdringen – Grundschulverbund sichert Standorte

Wenn wieder mehr Kinder unsere KiTas und Grundschulen besuchen, ist das für uns ein Grund zur Freude. Diese Freude wird nun in Holzen dadurch getrübt, dass die Zahl der für das kommende Schuljahr gemeldeten Kinder zu groß ist. Zu groß für die maximal mögliche Klassengröße am Standort Holzen allein. Da Holzen aber seit 2013 in einem Grundschulverbund mit Herdringen arbeitet, soll die Lösung nun sein, fünf der 34 Kinder aus Holzen in Herdringen einzuschulen. 

Ich möchte versuchen, vor allem während des aktuellen Wahlkampfes, zur Kommunalwahl dieses wichtige Thema sachlich und neutral zu beschreiben. Dabei geht es mir um die klare Darstellung der aktuellen Lage. Ich lade alle aus ganz Arnsberg ein, sich ebenso sachlich an der Diskussion zu beteiligen.

Grundschulverbund Herdringen/Holzen – eine gute Sache!

Den Grundschulverbund Herdringen/Holzen gibt es seit 2013. Damals war die Zahl der Grundschulkinder in Holzen so weit gesunken, dass der Standort der Luerwaldschule akut bedroht war. Auch damals ging es um Zahlen – nur bei mehr als 92 Kindern, die in den nächsten 4 Jahren die Schule besuchen, ist laut Gesetz ein eigenständiger Schulbetrieb eines Standortes möglich. 

Daher wurden durch den damaligen Bürgermeister Vogel gemeinsam mit der Politik die Heinrich-Knoche-Schule und die Luerwaldschule zum Grundschulverbund Herdringen/Holzen zusammengelegt. Durch die Einrichtung des Grundschulverbundes wurde die Möglichkeit geschaffen, trotz der nicht ausreichenden Anzahl Kinder in Holzen den dortigen Schulstandort zu erhalten.

Gemeinsam in eine sichere Zukunft?

Gemeinsam. Das zentrale Wort in diesem Zusammenhang. Die Zusammenlegung schweißt Holzen und Herdringen zusammen – mindestens mal in Bezug auf ihre Schülerinnen und Schüler. Seit 2013 hat sich nun vor allem in den letzten Jahren die zahl der geborenen Kinder positiv entwickelt. Wir alle kennen die Diskussionen über fehlende KiTa-Plätze. Und die (zuletzt durchaus erfolgreichen) Bemühungen der Stadt, Versäumnisse nachzuholen und ein entsprechendes Angebot zur Verfügung zu stellen. Für die Grundschule Holzen hat dieser Anstieg der Schülerzahlen jedoch den, zugegeben auf den ersten Blick unverständlichen, Effekt, dass jetzt Kinder nicht mehr in Holzen eingeschult werden sollen – sondern in Herdringen. Sieht so ein sicherer Schulstandort aus?

Zahlen und Regeln – nicht nur für Holzen, sondern für ganz Arnsberg

An dieser Stelle beginnt ein vielleicht etwas trockener Teil dieses Textes. Es wird aber der wichtigste sein, denn: Unser Schulsystem basiert auf Zahlen und Regeln. Und diese gelten für ganz NRW. Auf die Kommune runtergebrochen gelten sie für ganz Arnsberg und nicht nur für Holzen und Herdringen. Das gilt auch für die Regeln zur Bildung der Klassen im Stadtgebiet.

Dabei teilt man die Gesamtzahl aller neu angemeldeten Schülerinnen und Schüler durch 23 (durchschnittliche Klassengröße) und schneidet die Nachkommastelle weg. Diese maximale Zahl aller neuen Grundschulklassen darf in der Stadt nicht überschritten werden. Die Schulverwaltung versucht nun, alle Kinder möglichst an den Schulen einzuplanen, an den sie sich angemeldet haben. Das passt aber nicht immer. Wie in Holzen. Hier waren fünf Kinder Überhang. Zu wenig für eine neue Klasse. Da die Schule aber eine Einheit mit Herdringen bildet, wurden sie nach dorthin zugeordnet, was jetzt vielen Kindern und Eltern verständlicherweise nicht gefällt. Dennoch wurde in der Vergangenheit genau so auch in anderer Richtung verfahren indem Kinder aus Herdringen nach Holzen gependelt sind.

Und jetzt? Was tun wir und was für Chancen gibt es?

Die erste Möglichkeit, hier dennoch für eine Zulässigkeit der größeren Klasse in Holzen zu sorgen ist eine Ausnahmegenehmigung der Bezirksregierung. Diese wurde durch den Bürgermeister bereits Mitte Mai beantragt, noch vor dem öffentlichen Einstieg der Politik in das Thema. Seit dem 3. Juni liegt die Antwort der Bezirksregierung dazu vor. 

Mir wurde gesagt, dass in Holzen zum Teil die Meinung existiert, dass die Bezirksregierung dem Arnsberger Bürgermeister in ihrer Antwort freie Hand lässt, um die Klassengröße zu erweitern und damit dem Wunsch der Eltern zu entsprechen. Dem ist allerdings nicht so. Vielmehr macht die Bezirksregierung folgendes deutlich:

  1. Die Stadt kann organisatorisch festlegen eine zusätzliche Klasse in Holzen einzurichten, um damit alle Holzener Kinder auch in Holzen einschulen zu können. Damit müsste allerdings die Klassenanzahl an einer anderen Stelle im Stadtgebiet gleichwertig reduziert werden.
  2. Es wird in Absprache mit allen Grundschulleitungen der Stadt eine informelle Lösung herbeigeführt, um die notwendige Versorgung mit zusätzlichen Lehrkräften in Holzen für 4 Jahre sicherzustellen. Auch das geht zu Lasten anderer Schulen im Stadtgebiet.
  3. Schon jetzt gehen auch Herdringer Schülerinnen und Schüler nach Holzen. Die Bezirksregierung schlägt vor, man möge doch die Eltern überzeugen, dass ihre Kinder im kommenden Schuljahr ihren jetzigen Klassenverband in verlassen und zurück nach Herdringen gehen. Damit würden jedoch die Gemeinschaften, die sich inzwischen gebildet haben, aufgelöst. Die von der Stadt dazu befragten Eltern haben sich bereits dagegen entschieden.

Darüber hinaus weist die Bezirksregierung darauf hin, dass zum aktuellen Zeitpunkt eine Ausnahmegenehmigung nicht erteilt werden kann und nur die oben genannten Möglichkeiten für die Stadt bestehen.

Manchmal gibt es nicht die perfekte Lösung

Es wird deutlich, dass die Stadt und der Bürgermeister in einem sehr engen rechtlichen Rahmen agieren. Der Versuch diesen auszudehnen, ist mit der Ablehnung der Ausnahmegenehmigung gescheitert. Die einzigen Möglichkeiten, den Wunsch der betroffenen Eltern noch zu erfüllen, bedürfen daher einer Betrachtung der gesamtstädtischen Situation. Ihre Umsetzung würde allerdings bedeuten, dass Ortsteile und Schulen gegeneinander ausgespielt würden – eine positive Meldung für Holzen bedeutet immer gleichzeitig einen Nachteil für eine andere Schule und deren Kinder. Auch die zum Teil aus der Politik geforderten „flexiblen“ Lösungen müssen sich in diesen Rahmenbedingungen bewegen und nennen leider nicht die daraus für andere resultierenden Nachteile. Die von CDU und Grünen geforderten „Sozialarbeiter als Lehrer“ halte ich für keine Lösung. Sie erfüllt nicht den Anspruch, den wir an die Qualität des Unterrichts für unsere Kinder haben. Lediglich vor dem Hintergrund der Corona-Situation kann ich allerdings nachvollziehen, dass die Kolleginnen und Kollegen der beiden Parteien diese Variante als Möglichkeit einer Übergangslösung beantragt haben.

Ausnahmen haben Folgen

Die Bezirksregierung weist in ihrer Antwort ausdrücklich darauf hin: Wird jetzt diese Ausnahme für Holzen gemacht, so wird vergessen, dass seit Beginn des Grundschulverbundes Schülerinnen und Schüler aus Herdringen nach Holzen gegangen sind. In Zukunft müsste dann Herdringen genauso darauf bestehen können, dass alle Kinder von dort auch in Herdringen zur Schule gehen – egal wie die Zahlen aussehen. Das Schulwesen in unserer Stadt ist eine Solidargemeinschaft. Dementsprechend sollten wir handeln. Es bleibt weiterhin das Ziel, unsere Kinder möglichst nah an ihrem Wohnort den Schulbesuch zu ermöglichen. Über geltende Gesetze hinwegsetzen, um dies zu ermöglichen können wir uns allerdings nicht. Die Möglichkeiten von Kommunalpolitik, Stadtverwaltung und Bürgermeister sind an dieser Stelle leider begrenzt. Sie werden sich nur ändern, wenn die Landesregierung die Regeln anpasst.

Die ganze Stadt im Blick und gemeinsam in die Zukunft

Daher würden wir mit einem Sonderweg für Holzen hier einen gefährlichen Präzendenzfall schaffen. Einer, der nicht nur den Grundschulverbund Herdringen/Holzen gefährdet, sondern damit auch den Grundschulstandort Holzen als solches. Dies müssen wir bedenken. Die Bezirksregierung nennt dieses Risiko auch explizit.

Mir ist bewusst, dass es keine zufriedenstellende Antwort vor allem für die Eltern der betroffenen Kinder ist. Dennoch ist es aus meiner Sicht falsch, den Kindern, ihren Eltern und den Holzener Bewohnern falsche Hoffnungen zu machen, dass „flexible“ Lösungen möglich sind „wenn die Stadt bzw. der Bürgermeister sie nur wollen“. Insbesondere ist die Enttäuschung der Kinder dann besonders groß, wenn ihnen versprochen wird, dass sie schon in Holzen werden zur Schule gehen können.

Ich kann nur noch einmal darauf hinweisen, dass die Entscheidung, die wir an dieser Stelle treffen große Auswirkungen auf die Zukunft des Grundschulverbundes und damit auch auf den Fortbestand der Luerwaldschule in Holzen haben kann. Daher haben unsere Kinder es verdient, dass wir uns ruhig, sachlich und mit bewusstem Abstand vom Wahlkampf mit diesem Thema befassen! Wahlkampf darf nicht auf dem Rücken der Kinder gemacht werden.

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