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Anke-Elisabeth Schoen

„Es wird über uns gesprochen – aber nicht mit uns“ -Integrationsfrühstück der SPD-Frauen

Der vergangene Samstagmorgen war kein gewöhnlicher Samstagmorgen: Beim Integrationsfrühstück der SPD-Frauen im Pfarrhaus der Evangelischen Kirchengemeinde in Neheim wurde nicht nur gemeinsam gegessen – es wurde auch offen über das Zusammenleben in Deutschland und die Vielfalt unserer Gesellschaft gesprochen.

„Ich habe Angst, in mein Heimatland zurückzukehren. Wenn ich zurück muss, erwartet mich der Tod“, schrieb einer der Teilnehmenden auf eine der weißen Karten, die die Moosfelder Ratskandidatin Anna Harutyunyan ausgegeben hatte, um ins Gespräch zu kommen – um zuzuhören, wo der migrationspolitische Schuh drückt, und um Sorgen sowie Hoffnungen sichtbar zu machen. „Es wird immer über Migranten gesprochen, aber kaum jemand spricht mit ihnen“, betonte Harutyunyan. Ein Zustand, den sie ändern möchte – denn Migration, so ist sie überzeugt, sei längst ein zentrales Thema, das ganze Wahlkämpfe entscheide.

Anna Harutyunyan – eine Brückenbauerin

Anna Harutyunyan weiß, wovon sie spricht: Sie selbst hat einen Migrationshintergrund, stammt ursprünglich aus Armenien, spricht mehrere Sprachen und engagiert sich mit großer Leidenschaft für die Rechte von Zugewanderten. Beim Integrationsfrühstück war sie neben Europa-Parlamentarierin Birgit Sippel eine der Gastgeberinnen.

Auch Ralf Paul Bittner ließ es sich nicht nehmen, persönlich ein Grußwort zu sprechen. „Die Menschen möchten gesehen und gehört werden“, sagte er und zeigte sich erfreut über das große Interesse. Rund 60 Menschen waren der Einladung gefolgt, darunter auch viele Familien mit Kindern. „Die Politik nimmt ihre Anliegen ernst“, so Bittner weiter – und lobte das Frühstück als gelungenes Beispiel für gelebten Dialog auf Augenhöhe.

Deutlich wurde: Es gibt viele Fragen – zum Aufenthaltsrecht, zu Sprachkursen, zur Wohnungssuche. „Die Verfahren dauern oft zu lange, die Behörden sind überlastet“, erklärte Birgit Sippel. Mit spürbarem Engagement bewegte sie sich durch den Raum, sprach abwechselnd Englisch und Deutsch, hörte zu, fragte nach – und zeigte, dass europäische Politik auch ganz lokal und nahbar sein kann.

Meinungsfreiheit und Sicherheit – keine Selbstverständlichkeit

Einer der Teilnehmenden war Serhad Omar. Der 21-jährige Iraker lebt derzeit mit einem begrenzten Aufenthaltsstatus in Oeventrop, momentan wird er geduldet. Die Angst vor einer möglichen Abschiebung begleitet ihn – trotzdem wünscht er sich, in Deutschland bleiben zu können. „Die deutsche Kultur gefällt mir“, sagt er und lächelt. „Hier sind immer alle pünktlich – ganz anders als bei uns.“ Typisch deutsches Essen hat er bislang kaum kennengelernt: „An jeder Ecke gibt es Döner oder Pizza.“ Besonders wichtig seien ihm jedoch die Meinungsfreiheit und die Sicherheit, die er hier spüre – beides in seiner Heimat keine Selbstverständlichkeit.

Auch für Anna Harutyunyan ist das Thema Meinungsfreiheit zentral: „Viele Migrantinnen und Migranten sind kluge, engagierte Menschen, die gar nicht wissen, dass sie in Deutschland an Demonstrationen teilnehmen dürfen. Hier muss noch viel Aufklärungsarbeit geleistet werden.“

Das Integrationsfrühstück sei nur ein erster Schritt – doch einer, der Mut macht. „Die Menschen haben einfach Redebedarf,“ so Harutyunyan. Das große Interesse bestätigt sie in ihrem Engagement – für mehr Teilhabe, mehr Sichtbarkeit und mehr Miteinander.

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