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Margit Hieronymus

Zum Internationalen Frauentag

Oft höre ich:
Es ist doch auch mal gut mit euren Forderungen. So viel ist in den letzten über 100 Jahren zu Gunsten der Frauen passiert.
Dann auch wieder:
Es gibt auch viele Männer, die benachteiligt und geschlagen werden.
Oder:
Die Gesetze sind doch da. Keine Frau muss sich ungleich und ungerecht behandeln lassen.
Und doch ist es schwierig.
Klar kann eine Frau – zumindest in demokratischen Staaten – Rechte einklagen.
Aber es ist traurig, dass sie das muss.
Rechte, die einem Mann selbstverständlich zugestanden werden, müssen auch einer Frau ebenso selbstverständlich zustehen – ohne Kampf und ohne gerichtliche Inanspruchnahme.
Ungleichbehandlung eines Mannes rechtfertigt nicht die Ungerechtigkeiten den Frauen gegenüber.
Und endlich sollte doch einmal nach über 100 Jahren der Kampf der Frauen beendet sein.
Dafür sollten Männer und Frauen gemeinsam eintreten.

Gesetze allein reichen nicht


Marie Juchacz hat ihre Rede vor dem Reichstag am 19.02.1919 als erste Frau vor der Weimarer Nationalversammlung begonnen mit „Meine Herren und Damen“ und sie setzte fort mit:
„Ich möchte hier feststellen, und glaube damit im Einverständnis vieler zu sprechen, dass wir deutschen Frauen dieser Regierung nicht etwa in dem althergebrachten Sinne Dank schuldig sind. Was diese Regierung getan hat, das war eine Selbstverständlichkeit: sie hat den Frauen gegeben, was ihnen bis dahin zu Unrecht vorenthalten worden ist.“ Gemeint war an dieser Stelle damit das aktive und passive Wahlrecht. 
Wie wahr! Und das gilt bis heute in jeder Beziehung. 
Den Frauen steht jede Chancengleichheit zu; ihnen steht zu, dass ihnen auf Augenhöhe begegnet wird und dass sie menschlich behandelt werden.
Wir Frauen in demokratischen Ländern sind noch relativ gut dran. 
In anderen Ländern werden sie auch rechtlich durch Gesetze – häufig im Zusammenhang mit Glaubensausrichtungen – offensichtlich benachteiligt.

Seit Mitte des 19. Jhds. kämpfen Frauen für ihre Gleichberechtigung auf der ganzen Welt; damals waren es vorwiegend Textilarbeiterinnen in Nordamerika.
In Europa beschloss die II. Internationale Sozialistische Frauenkonferenz auf Initiative der deutschen Sozialistin Clara Zetkin am 27.08.1910 in Kopenhagen die Einführung eines jährlichen Internationalen Frauentages. 100 Delegierte aus 17 Ländern waren an diesem Beschluss beteiligt. 

Schon über 100 Jahre Internationaler Frauentag


Der 1. Internationale Frauentag fand am 19.03.1911 in Dänemark, Deutschland, Österreich, der Schweiz und den USA statt.
Auf politischer Ebene wurde das aktive und passive Wahlrecht für Frauen gefordert. Mehr als 1 Mio Frauen gingen dafür auf die Straße!
Dieser Forderung schlossen sich 1912 Frauen in Frankreich, Schweden und den Niederlanden an, 1913 folgten Frauen in Russland.
Am 08.03.1917 demonstrierten Frauen im Zusammenhang mit dem Internationalen Frauentag in St. Petersburg. Gestreikt wurde vorwiegend in Textilfabriken. Letztlich streikten über 90.000 Menschen. Am 12.03.1917 mündete der Streik in die sog. Februarrevolution. Der Zar dankte ab, eine provisorische bürgerliche Regierung übernahm die Staatsführung.
Aus diesem Ereignis ergab sich, dass der Internationale Frauentag von da an auf den 08. März festgelegt wurde.

Was ist bisher geschafft und erkämpft?
– über 100 Jahre Frauenwahlrecht,
– über 70 Jahre grundrechtlich geschützte Gleichstellung,
– über 60 Jahre Gleichberechtigungsgesetz. 

Es gibt noch viel zu tun

Das klingt gut. Aber eine echte und selbstverständliche Gleichstellung in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft ist lange nicht erreicht. 

Seit Jahren fordern wir Frauen:
– gleicher Lohn für gleiche Arbeit,
– adäquate Bildungs- und Betreuungsmöglichkeiten für alle Kinder,
– flexible Arbeitszeitmodelle,
– Vereinbarkeit von Familie und Beruf (incl. Pflege),
– mehr Frauen in Führungspositionen,
– eigenständige Existenzsicherung und sichere Rente für Frauen.

Solange keine wirkliche Gleichstellung und Gleichberechtigung erreicht ist, kämpfen wir weiter!

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